Schönheit und Narben

Kint­su­gi — eine tra­di­tio­nel­le japa­ni­sche Tech­nik der Restau­ra­ti­ons for­der­te mich in zwei­fa­cher Hinsicht:

Zum Einen galt es die hand­werk­li­che Her­aus­for­de­rung zu meis­tern, indem man die Scher­ben mit dem Uru­shi-Lack ver­sah, zusam­men­kleb­te, dann in meh­re­ren Schrit­ten mit unter­schied­li­chen Lackie­run­gen zu arbei­ten. Dazwi­schen immer wie­der tage­lan­ge Trock­nungs­pro­zes­se ein­zu­bau­en, bevor wir nach wochen­lan­ger Arbeit zum Schluss die „Nar­ben“ mit Gold­staub veredelte.

Die ande­re Her­aus­for­de­rung war psy­cho­lo­gi­scher Art. Die Werk­stü­cke nach der Her­stel­lung zu zer­stö­ren, um die Scher­ben anschlie­ßend in der Kint­su­gi-Tech­nik wie­der zusam­men zu fügen.

Ich muss­te auch ler­nen die Scher­ben und Ris­se anzu­neh­men und zu hei­len. Nicht Ver­let­zun­gen zu ver­ber­gen, son­dern zu veredeln.

 

Wäh­rend die­ser wochen­lan­gen gemein­sa­men Arbeits­schrit­te lern­ten wir, dass es hier nicht nur um die Ris­se und Brü­che in unse­ren Werk­stü­cken, son­dern auch um die in unse­rem eige­nen Leben ging … und nicht nur unse­re Objek­te ver­än­der­ten sich!